Drei-Religionen-Kita
Drei-Religionen-Kita, pixabay/Foto illustrativ

Ein symbolischer Abschied, enttäuschte Initiatorinnen und ein offener Blick nach vorn: In Berlin wurde der Bau der geplanten Drei-Religionen-Kita überraschend gestrichen. Ursprünglich sollte 2024 der Grundstein gelegt werden. Die Idee stammte von drei Frauen – einer Christin, einer Jüdin und einer Muslima. Doch der Berliner Senat strich die zugesagte Förderung in Höhe von 4 Millionen Euro. Bereits investierte 1,5 Millionen Euro bleiben damit ohne Resultat. Trotz Rückschlags wollen die Beteiligten neue Wege prüfen.

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Berliner Senat kürzt Mittel für Bauprojekt in Friedrichshain

Das Kita-Haus der drei Religionen sollte auf einem Gelände in der Marchlewski-Straße im Bezirk Friedrichshain entstehen. Das Grundstück gehörte der evangelischen Markus-Gemeinde. Die notwendigen rechtlichen Schritte, darunter ein Erbbaurechtsvertrag, waren bereits abgeschlossen.

Geplant war ein Gebäude für 90 Kinder mit interreligiöser Ausrichtung. Insgesamt beliefen sich die geplanten Kosten auf rund 11 Millionen Euro. Davon sollte der Berliner Senat 4 Millionen tragen. Doch im Dezember 2023 informierte die Senatsverwaltung für Bildung Kathrin Janert, dass es keine Finanzierung geben werde.

Janert, Vorständin des Evangelischen Kirchenkreisverbands für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord, zeigte sich erschüttert. „Ich bin fassungslos und traurig“, sagte sie nach dem Bescheid. Die Vision jedoch sei weiterhin lebendig. Eine symbolische Kapsel mit Flyern und Plänen wurde vergraben – als Zeichen für kommende Generationen.

Silke Radosh-Hinder kritisiert Signalwirkung des Rückzugs

Silke Radosh-Hinder, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte, war ebenfalls an dem Projekt beteiligt. Für sie ist das Vorgehen des Senats ein schlechtes Signal. Besonders in politisch unruhigen Zeiten sei ein solches Kita-Modell wichtig. Es hätte ein Beispiel für funktionierendes Miteinander auf lokaler Ebene sein können.

Auch Iman Andrea Reimann, Geschäftsführerin des Deutschen Muslimischen Zentrums Berlin, sieht die Entscheidung kritisch. Ein Projekt in dieser Größe sei nun in weite Ferne gerückt. Dennoch glaubt sie an kleinere Anfänge. Ihre bestehende Kita "Regenbogen-Kidz" arbeitet bereits mit einer jüdischen Einrichtung zusammen.

Hoffnung auf neue Formen und Orte

Gesa Ederberg, Rabbinerin der Neuen Synagoge Oranienburger Straße, setzt weiter auf die entstandenen Beziehungen. Sie ist ebenfalls Vorstandsmitglied bei Masorti, einem Verein zur Förderung jüdischen Lebens. Auch wenn der konkrete Bau nicht kommt, glaubt sie an neue Möglichkeiten. Wichtig sei, dass die gewachsenen Freundschaften Bestand haben.

Zum Abschluss der symbolischen Beerdigung des Projekts ließen die Beteiligten Luftballons mit Samenkapseln steigen. Diese stehen für neue Anfänge. „Sie wird aufgehen“, rief Radosh-Hinder und kündigte an, dass es weitergehen werde.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Bauprojekt einer Drei-Religionen-Kita in Berlin wurde gestoppt.
  • Geplante Finanzierung vom Berliner Senat (4 Millionen Euro) wurde gestrichen.
  • Bislang investiert: 1,5 Millionen Euro, Gesamtkosten: 11 Millionen.
  • Beteiligte: Kathrin Janert, Silke Radosh-Hinder, Iman Andrea Reimann, Gesa Ederberg.
  • Symbolische Grundsteinlegung mit Zeitkapsel und Luftballons als Zeichen der Hoffnung.
  • Trotz der Absage ist der interreligiöse Dialog nicht beendet – neue Wege werden gesucht.

 Quelle: RBB24