Immer mehr Menschen aus Indien kommen nach Berlin, um zu arbeiten, zu studieren und zu leben. Seit 2014 hat sich ihre Zahl mehr als verzehnfacht. Mit über 41.500 Personen bildet die indische Community heute die am schnellsten wachsende migrantische Gruppe in der Hauptstadt. Gründe für diesen Boom sind unter anderem neue Migrationsabkommen, ein starkes Interesse an Deutschland als Karriereziel und gezielte Werbekampagnen.
Inhaltsverzeichnis:
- Deutschprüfungen am Goethe-Institut Delhi
- Warum Deutschland immer beliebter wird
- Karrieren in Berlin – Shankaran Loganathan als Beispiel
- Deutschland im Vergleich zu England
- Hohe Einkommen und geringe Arbeitslosigkeit
Deutschprüfungen am Goethe-Institut Delhi
Marla Stukenberg, Leiterin der Goethe-Institute in Südasien, meldet für 2023 rund 200.000 Teilnehmende an Deutschprüfungen in Indien. Zum Vergleich: Potsdam zählt weniger Einwohner. Diese Rekordnachfrage resultiert aus dem Wunsch vieler Inderinnen und Inder, in Deutschland zu studieren oder zu arbeiten. Besonders bei jungen Akademiker:innen und Fachkräften aus der Mittelschicht steigt das Interesse deutlich.
Warum Deutschland immer beliebter wird
Die wachsende Popularität Deutschlands bei indischen Migrant:innen hängt mit mehreren Faktoren zusammen:
- Niedrige Studiengebühren im internationalen Vergleich
- Gute berufliche Perspektiven
- Relativ günstige Lebenshaltungskosten
- Positive Wahrnehmung deutscher Unternehmen
Zudem ist der Weg nach Deutschland durch das neue Migrationsabkommen von 2022 deutlich einfacher geworden.
Karrieren in Berlin – Shankaran Loganathan als Beispiel
Shankaran Loganathan, ein Software-Ingenieur aus Chennai, kam 2022 nach Berlin. Er erhielt ein Arbeitsangebot aus der boommenden Berliner Start-up-Szene und entschied sich, seine Karriere in Deutschland zu starten. Seine Frau, ebenfalls Ingenieurin, folgte ihm kurze Zeit später. Beide wollen sich in Deutschland weiterentwickeln, planen jedoch, irgendwann nach Indien zurückzukehren.
Diese Form der temporären Migration ist typisch für viele indische Fachkräfte. Deutschland bietet ihnen eine Plattform, um internationale Erfahrung zu sammeln. Berlin fungiert dabei als Karrieresprosse – attraktiv nicht nur für die Elite, sondern zunehmend auch für die Mittelschicht.
Deutschland im Vergleich zu England
Früher war Großbritannien das bevorzugte Ziel indischer Auswanderer. Heute gewinnt Deutschland immer mehr an Bedeutung. Laut Mustafa Aksakal von der Universität Bielefeld ist die indische Mittelschicht inzwischen deutlich präsenter in Deutschland als je zuvor. Sie schätzt den Zugang zu Bildung, die Arbeitsmöglichkeiten und die geringere Diskriminierung im Alltag.
Schon in den 1970er-Jahren kamen viele Inderinnen und Inder nach Deutschland, insbesondere in den Pflegebereich. Die Entwicklung wurde jedoch durch politische Widerstände gebremst. Erst seit 2005 steigt die Zahl der Zuwanderer aus Indien kontinuierlich an. Das aktuelle Migrationsabkommen sorgt nun für mehr Stabilität.
Hohe Einkommen und geringe Arbeitslosigkeit
Indische Migrant:innen sind überdurchschnittlich gut qualifiziert. Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft zeigt: Mit einem Medianlohn von rund 5.400 Euro verdienen sie mehr als jede andere Zuwanderungsgruppe in Deutschland. Das liegt etwa 1.400 Euro über dem Medianlohn deutscher Vollzeitbeschäftigter.
Im Februar 2024 waren in Berlin 20.670 indische Staatsbürger berufstätig, davon 19.730 sozialversicherungspflichtig. Die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe lag bei nur 4,6 Prozent. Zum Vergleich: Bei deutschen Staatsangehörigen betrug sie etwa das Doppelte. Noch deutlich höher lag sie mit 19,1 Prozent bei ausländischen Arbeitskräften insgesamt.
Das Beispiel Indien zeigt: Migration kann wirtschaftlich sehr erfolgreich verlaufen. Gleichzeitig weisen Studien auf bestehende Herausforderungen hin, etwa Diskriminierungserfahrungen, insbesondere in Ostdeutschland. Daher ziehen die meisten indischen Migrant:innen in urbane Zentren wie Berlin, wo sie bessere Chancen und mehr Offenheit erleben.
Deutschland rekrutiert mittlerweile aktiv in Indien – über Jobmessen und gezielte Programme. Ziel ist es, den Bedarf an Fachkräften nachhaltig zu decken. Das Migrationsabkommen hat dabei eine zentrale Rolle übernommen.
Quelle: Tagesschau