Carsharing gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Besonders in städtischen Ballungsräumen wächst das Angebot rasant. Immer mehr Menschen verzichten bewusst auf ein eigenes Auto. Wer dennoch flexibel bleiben möchte, nutzt Carsharing-Dienste. Doch trotz der zahlreichen Vorteile sollten Nutzer die Bedingungen der Anbieter genau prüfen. Versteckte Zusatzkosten und Einschränkungen sorgen mitunter für böse Überraschungen. Eine sorgfältige Vorbereitung hilft, unerwartete Ausgaben zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis:
- Miles und Free2move dominieren den Markt
- Altersgrenzen und Strafen bei Verstößen
- Kosten bei Grenzübertritten und falschem Parken
- Schäden am Fahrzeug können teuer werden
- Zusatzversicherungen mit Bedacht wählen
Miles und Free2move dominieren den Markt
Im Januar 2025 zählte der Bundesverband Carsharing 297 Anbieter in 1.393 Gemeinden. Insgesamt standen 45.400 Fahrzeuge bereit. Dabei konzentriert sich der Markt stark auf zwei Unternehmen: Miles und Free2move. Miles betreibt in Deutschland mit 21.000 Fahrzeugen die größte Flotte. Free2move stellt knapp die Hälfte davon.
Beide Unternehmen ermöglichen eine einfache Buchung per App. Die Fahrzeuge stehen im öffentlichen Raum bereit und können nach der Fahrt flexibel abgestellt werden. Viele Modelle sind elektrisch. Trotzdem gibt es Unterschiede bei den Nutzungsbedingungen. Wer sich nicht im Detail informiert, riskiert zusätzliche Gebühren oder sogar Vertragsstrafen.
Altersgrenzen und Strafen bei Verstößen
Nicht jede Person darf sofort losfahren. Free2move erlaubt nur Personen ab 21 Jahren die Nutzung. Zudem ist eine dreijährige Fahrpraxis Pflicht. Miles ist etwas flexibler. Fahranfänger müssen dort in den ersten 12 Monaten nach Führerscheinerwerb zusätzlich 9 Euro pro Monat zahlen – aber nur, wenn sie den Dienst tatsächlich nutzen.
Sicherheit steht im Vordergrund. Bei beiden Anbietern gilt eine Null-Promille-Grenze. Wer unter Alkoholeinfluss fährt, verstößt gegen die Bedingungen. Außerdem darf nur die registrierte Person das Auto führen. Miles verhängt bei Weitergabe der Login-Daten eine Strafe in Höhe von 500 Euro. In einem dokumentierten Fall verlangte ein Anbieter sogar eine vierstellige Summe – obwohl beide Insassen eigene Konten hatten.
Kosten bei Grenzübertritten und falschem Parken
Carsharing erlaubt grundsätzlich auch Fahrten außerhalb der Geschäftsgebiete. Free2move lässt das Ende der Miete jedoch nur innerhalb markierter Zonen zu. Miles ist hier flexibler – allerdings kostet das Abstellen außerhalb der Zone 500 Euro. Bei Abstellung im Ausland steigt die Strafe sogar auf 1.000 Euro.
Erlaubte Auslandsfahrten mit Miles sind möglich, jedoch gebührenpflichtig. Wer nach Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz oder Tschechien fährt, zahlt 5 Euro pro Kalendertag, maximal 25 Euro pro Miete. Wer diese Fahrten nicht ordnungsgemäß anmeldet, riskiert eine zusätzliche Gebühr von bis zu 250 Euro. Auch beim Parken ist Vorsicht geboten:
Falschparken führt zu einem Bußgeld plus rund 30 Euro Bearbeitungsgebühr.
Bestimmte Zonen bei Free2move verursachen zusätzliche Kosten von 2,99 bis 6,99 Euro.
Flughäfen sind besonders teuer: Zwischen 5 und 19,99 Euro fallen je nach Standort und Anbieter an – sowohl beim Parken als auch beim Start.
Schäden am Fahrzeug können teuer werden
Die größte finanzielle Gefahr liegt bei Unfällen oder Schäden. Miles verlangt je nach Fahrzeugklasse zwischen 900 und 1.750 Euro Selbstbeteiligung. Free2move setzt die Pauschale bei 750 Euro an.
Verbraucherschützer wie Oliver Buttler empfehlen, vor Fahrtbeginn alle sichtbaren Mängel zu dokumentieren. Viele Apps ermöglichen das direkt bei der Buchung. Auch nach Fahrtende sollten Nutzer Fotos oder Videos machen, um den Fahrzeugzustand festzuhalten. Wer ganz sichergehen möchte, zieht Zeugen hinzu oder informiert die Hotline bei Unsicherheiten. Diese Maßnahmen können spätere Streitigkeiten vermeiden.
Zusatzversicherungen mit Bedacht wählen
Zur Reduzierung der Selbstbeteiligung bieten die Anbieter optionale Versicherungen an. Diese senken den Eigenanteil gegen eine Zusatzgebühr. Die Höhe variiert je nach Anbieter und Fahrzeug. Besonders bei längeren Fahrten oder hochwertigen Fahrzeugen kann sich dieser Schutz lohnen.
Externe Anbieter bieten ebenfalls spezielle Carsharing-Versicherungen an. Nutzer sollten jedoch prüfen, ob nicht bereits Leistungen durch den Carsharing-Anbieter abgedeckt sind. Doppelversicherungen verursachen unnötige Kosten.
Carsharing bleibt eine flexible Alternative zum eigenen Auto. Besonders in Städten bietet es Vorteile. Doch nur wer die Regeln kennt und sich vorbereitet, profitiert langfristig vom günstigen Konzept. Ein genauer Blick in die AGB schützt vor unliebsamen Überraschungen – und schont den Geldbeutel.
Quelle: Berliner Morgenpost