Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Großbritannien, Polen, Tschechien und Dänemark nimmt Fahrt auf – im wahrsten Sinne des Wortes. Mehrere internationale Zugverbindungen sollen in den kommenden Jahren realisiert oder reaktiviert werden. Darunter Verbindungen von Berlin nach London, Warschau, Kopenhagen und Prag. Bundeskanzler Friedrich Merz und Großbritanniens Premierminister Keir Starmer unterzeichneten in dieser Woche ein Abkommen, das erstmals eine Direktverbindung von Berlin nach London ermöglichen soll. Auch andere Länder investieren in neue Bahnstrecken, neue Fahrzeuge und Infrastruktur. Berlin rückt damit erneut ins Zentrum des europäischen Bahnverkehrs.
Inhaltsverzeichnis:
- Friedrich Merz und Keir Starmer planen Zugverbindung Berlin–London
- Siemens passt ICE3neo-Züge für Frankreich und Polen an
- Prag-Berlin-Kopenhagen - Direktzug ab Mai 2026
- Europaweite Projekte stärken Berlin als Bahnknoten
Friedrich Merz und Keir Starmer planen Zugverbindung Berlin–London
Eine direkte Zugverbindung zwischen Berlin und London soll in den nächsten zehn Jahren eingerichtet werden. Bisher dauert die Reise über Belgien, Frankreich oder die Niederlande rund zwölf Stunden. In Zukunft könnte diese Zeit deutlich verkürzt werden. Geplant ist der Einsatz einer bilateralen Arbeitsgruppe, bestehend aus Verkehrsexperten beider Länder. Diese soll Themen wie Grenzkontrollen und technische Voraussetzungen klären.
Laut der britischen Verkehrsministerin Heidi Alexander sei das Ziel, touristische Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor oder den Checkpoint Charlie direkt erreichbar zu machen. Voraussetzung für das Projekt ist die bessere Auslastung des Eurotunnels. Bereits im Juni hatten sich die Betreiber des Tunnels mit der britischen Hochgeschwindigkeitsstrecke auf eine engere Zusammenarbeit geeinigt. Auch das Unternehmen Eurostar kündigte Pläne für eine Direktverbindung Frankfurt am Main–London an – Startdatum: Anfang der 2030er Jahre.
Siemens passt ICE3neo-Züge für Frankreich und Polen an
Die Deutsche Bahn investiert zusätzlich 200 Millionen Euro in die technische Anpassung ihrer ICE3neo-Züge. Damit sollen diese ab 2031 auch grenzüberschreitend nach Frankreich und Polen fahren können. Bisher verkehren diese Hochgeschwindigkeitszüge nur innerhalb Deutschlands sowie nach Brüssel und Amsterdam.
Siemens Mobility wurde mit der Umsetzung beauftragt. Das Projekt umfasst ein mehrjähriges Zulassungs- und Produktionsverfahren. Sobald abgeschlossen, soll es erstmals eine Direktverbindung Berlin–Warschau mit ICE-Zügen geben. Die Genehmigungen für den Einsatz im Eurotunnel stehen jedoch noch aus. Infrastrukturmaßnahmen, wie der Ausbau der Kontrollbereiche an Bahnhöfen, verzögern zusätzliche internationale Angebote.
Prag-Berlin-Kopenhagen - Direktzug ab Mai 2026
Ab dem 1. Mai 2026 soll eine Direktverbindung zwischen Prag, Berlin und Kopenhagen in Betrieb gehen. Diese wurde von der Deutschen Bahn, der Tschechischen Bahn CD und der Dänischen Staatsbahn DSB gemeinsam beschlossen. Damit erhält Berlin nach über zehn Jahren erneut eine direkte Verbindung in die dänische Hauptstadt.
Geplant sind zwei tägliche Zugpaare, ganzjährig in beide Richtungen. Die Reisezeit zwischen Kopenhagen und Berlin soll rund sieben Stunden betragen, zwischen Kopenhagen und Prag elf Stunden. Weitere Halte in Deutschland sind Dresden und Hamburg vorgesehen. Ob zusätzliche Städte einbezogen werden, entscheidet sich im Herbst 2025.
Zudem wird die saisonale Nachtverbindung Hamburg–Kopenhagen ab 2026 bis nach Prag verlängert – über Berlin und Dresden. Diese Route soll dann auch von Zügen der Tschechischen Bahn befahren werden.
Europaweite Projekte stärken Berlin als Bahnknoten
Berlin wird durch diese Entwicklungen erneut zur zentralen Drehscheibe im europäischen Bahnnetz. Die geplanten Direktverbindungen nach London, Warschau, Prag und Kopenhagen sind Teil eines umfassenden EU-Programms. Sie zählen zu zehn grenzüberschreitenden Pilotprojekten zur Förderung nachhaltiger Mobilität.
Der Berliner Bürgermeister Kai Wegner begrüßte die neuen Pläne und betonte ihre Bedeutung für die Verkehrswende. Auch Michael Peterson, Vorstand Personenfernverkehr der Deutschen Bahn, betonte das wachsende Interesse an internationalen Bahnreisen – selbst bei Fahrzeiten von über vier Stunden. Bereits heute sind Nachtzüge zwischen Berlin und Stockholm mit Halt in Kopenhagen im Einsatz. Zukünftig könnten weitere europäische Metropolen direkt miteinander verbunden werden.
Quelle: RBB24