Selenskyj besucht Berlin
Selenskyj besucht Berlin, Foto: pixabay

Wolodymyr Selenskyj ist zu einem eintägigen Staatsbesuch nach Berlin gereist. Der ukrainische Präsident traf am Mittwoch Bundeskanzler Friedrich Merz sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das Treffen diente sowohl sicherheitspolitischen als auch militärtechnischen Gesprächen. Besonders auffällig waren die weitreichenden Verkehrsmaßnahmen, die den gesamten Tag das Berliner Regierungsviertel prägten.

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Friedrich Merz sichert Waffenproduktion für Ukraine zu

Deutschland wird die Ukraine beim Aufbau eigener Waffenproduktion unterstützen. Das kündigte Friedrich Merz nach einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj an. Die Zusammenarbeit umfasst weitreichende Waffensysteme, die auch gegen Ziele in Russland eingesetzt werden dürfen. Einschränkungen zur Reichweite werde es laut Merz nicht geben. Konkrete technische Einzelheiten nannte er nicht.

Die Verteidigungsministerien beider Länder unterzeichnen noch am selben Tag eine Absichtserklärung. Damit beginnt ein neues Kapitel der bilateralen Rüstungskooperation. Ziel ist es, die ukrainische Selbstverteidigungsfähigkeit langfristig zu stärken und auf russische Angriffe effektiv reagieren zu können. Merz und Selenskyj kündigten zudem gemeinsame Regierungsgespräche für später im Jahr an.

Treffen mit Steinmeier im Schloss Bellevue

Am Vormittag landete Selenskyj in Berlin-Schönefeld. Sein Besuch war zuvor aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden. Kurz nach der Ankunft wurde er mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen. Anschließend fand ein Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue statt. Für die Sicherheit wurden umfangreiche Maßnahmen getroffen.

Die Polizei sperrte zahlreiche Straßen rund um das Berliner Regierungsviertel. Dazu zählten unter anderem:

  • Lennéstraße
  • Ebertstraße
  • Potsdamer Straße
  • Potsdamer Platz
  • Leipziger Platz
  • Bellevuestraße

Auch der Nahverkehr war betroffen. Züge der U-Bahnlinien U2 und U5 hielten zeitweise nicht an den zentralen Stationen Bundestag und Potsdamer Platz. Die Berliner S-Bahn meldete Einschränkungen im gesamten Netz.

50.000 russische Soldaten an der Grenze zu Sumy

Parallel zum Besuch in Berlin meldete Selenskyj eine neue russische Truppenbewegung. Laut dem ukrainischen Präsidenten befinden sich derzeit 50.000 russische Soldaten in der Region Sumy. Diese liegt direkt an der Grenze zur russischen Oblast Kursk. Die Ukraine hatte dort Anfang August militärisch interveniert.

Selenskyj berichtete, dass Russland eine großangelegte Offensive gegen Sumy vorbereite. Die ukrainische Armee habe jedoch innerhalb von zwei Tagen russische Einheiten um vier Kilometer zurückgedrängt. "Ihre größten und stärksten Kräfte befinden sich derzeit an der Front bei Kursk", sagte Selenskyj. Ziel sei es offenbar, ukrainische Einheiten aus dem Raum Kursk zu verdrängen.

Weitere Gespräche geplant

Nach dem Berlin-Besuch soll die bilaterale Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden. Die geplanten Regierungskonsultationen noch in diesem Jahr sollen mehrere Ministerien beider Staaten zusammenbringen. Im Zentrum stehen wirtschaftliche, sicherheitspolitische und logistische Themen. Auch der Wiederaufbau der Ukraine ist Teil der Agenda.

 Quelle: RBB24